Zeitreise ins Jahr 1970: Wacker fusioniert mit der TG Biberach

Als Frey und Hummler unwiderlegbare Argumente brachten

(wh) - In den kommenden Wochen (Monaten?) präsentieren wir an dieser Stelle in (un-)regelmäßigen Abständen kuriose, legendäre, bisweilen fast unglaubliche oder einfach nur „normale“ Episoden und Momente aus der nunmehr 95-jährigen Geschichte des FC Wacker. Zwar lassen sich damit aktuelle Spiele und Berichte nicht ersetzen, aber ihr Fehlen vielleicht etwas leichter verschmerzen?

Im zweiten Teil unserer Zeitreise drehen wir das Rad ins Jahr 1970 zurück, als sich der FC Wacker mit der bis dato ungeliebten TG zum FV Biberach zusammenschloss:

Ende der 1960er-Jahre stellte die Stadt Biberach mit dem FC Wacker und der TG vier Jahre lange gleich zwei Vereine in der legendären Schwarzwald-Bodenseeliga. Die Derbys in der damals dritthöchsten Spielklasse Deutschlands lockten regelmäßig 2000 bis 3000 oder noch mehr Zuschauer ins Stadion. Dementsprechend groß war auch die Rivalität zwischen beiden Klubs, die sich dann aber 1970 – mangels sportlicher und finanzieller Perspektiven - zum FV Biberach zusammenschlossen.

Zuvor hatten die Mitglieder beider Vereine für die Fusion gestimmt. Über die Generalversammlung des FC Wacker berichtete die Schwäbische Zeitung im Frühjahr 1970 wie folgt:

Wacker-Vorstand Karl Frey (Foto) hatte zur Eröffnung der Generalversammlung im „Biber“ mit allem Nachdruck und mit unwiderlegbaren Begründungen für die Fusion von Wacker und Turngemeinde gesprochen und damit wohl auch dem Letzten klar gemacht, dass man nur gemeinsam und ohne Rivalität in der Höhenluft der Zukunft bestehen kann. Ihm, und Geschäftsführer Anton Hummler, ist es zu einem großen Teil zu verdanken, dass die offene Abstimmung in „Nullkommanichts“ ein 95-prozentiges Ergebnis brachte.

Frey bezeichnete den Zug zur Zentralisierung als eine Zeiterscheinung, von der niemand die Augen verschließen dürfe. Auch Spitzenfußball sei in Biberach nur mit einem großen, starken Verein zu erreichen. Mit der Fusion von Wacker und TG müsse die Rivalität der Vergangenheit angehören, sie passe nicht mehr in die heutige Zeit.

Hummler begründete die Empfehlung der Fusion damit, dass in Biberach endlich fußballerischer Friede einkehren möge, dass man nicht jedes Jahr gegen den Abstieg kämpfen wolle und dass die Finanzen ein gewichtiges Wort mitredeten.

Kassierer Günter Butz sah in seinem Bericht das Spieljahr 1969/70 im Spiegel weniger erfreulicher Zahlen. Die Ausgaben sind gestiegen, die Zuschauerzahlen und damit die Einnahmen gingen zurück. Nicht zuletzt hätten einige Spieler nicht die ihren Forderungen angemessenen Leistungen erbracht.

Der Vorstand der TG-Fußballabteilung Karl-Heinz Kniehl, gratulierte nach dem Ende der Versammlung als Erster und dankte Frey. Auch die Mitglieder, die ihr Ergebnis lange beklatschten, erweckten den Eindruck, dass sie bereit sind in den neuen Fußballverein den ehrlichen Willen zur ernsthaften, vorurteilslosen Zusammenarbeit mit der TG Biberach einzubringen.

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